Hier werden jeweils die Worte „Mauerblümchen“ und „Bordsteinschwalbe“ ausgewählt, an denen sich die zeitgebundene Gültigkeit sowie das kreative Potenzial der Sprache, als vergessene Wortschätze paradigmatisch zeigt. Mittels der KI werden die beiden Wörter in diverse Sprachen übersetzt und anschließend wieder in die deutsche Sprache zurückübersetzt. Neue Bedeutungsfelder werden berührt, teilweise so sehr, dass sich die ursprüngliche Konnotation des Wortes nicht wiedererkennen lässt.
Die Logik der KI führt dabei zu unvermuteten bzw. anders verständlichen Konstrukten , an
denen sich ex negativo ein Stück weit auch das menschliche Denken und Fühlen bei der Wortbildung zeigt.
Durch den Vergleich der Übersetzungen kommt die eigentliche Aussage zu neuen bildnerischen
Gedanken. Die Klischees der beiden Wörter werden hier jeweils verdeutlicht, indem sie farblich in ihrer Polarität dargestellt werden.
Mithilfe der Künstlichen Intelligenz wird ein selbstgeschriebener Kurztext, d.h. der Versuch,
eine innere Schmerz- Erfahrung festzuhalten, in die chinesische Sprache übersetzt und anschließend in die Ausgangssprache zurück übersetzt. Durch diese doppelte Transformation wird der Text durch
eine digitale Sprachbarriere neu ausformuliert, so dass der Inhalt in einem überraschend neuen Kontext erscheint.
Durch den auditiven Vergleich stehen sich hier beide Texte gegenüber, wobei die
Rückübersetzung der KI im Vergleich und in der Wiederholung zur eigentlichen Aussage verzerrt, beinah trivial vorgetragen wird.
Visuell unterscheiden sich die vorgetragenen Textpassagen ebenfalls in der menschlichen
Abbildung mit Fokus auf der Sinnlichkeit der Aussprache - in der Wiederholung die KI als blitzartiges, raumloses Moment.
Demgegenüber stehen zwei amorphe Skulpturen als rein organischer Kontrast, deren Intention es
ist, die Aussage von Schmerz und Verletzbarkeit in ihrer Präsenz zu stärken und zu stützen.
In hermetischer Strenge erscheint der einzig mit einem biedermeierlich anmutenden Vatermörder dekorierte Torso. Buchstäblich kopflos und unbewegt
präsentiert er die gleichnamige, seinerzeit noch Gendersternchen- freie Oper und reminisziert insonderheit Octavians Metamorphose zur Kammerzofe. (Katalog „Berührungspunkte“, Anna Nau,
Hamburg, Galerie xpon-art, 2022, S. 30)
Über ein digitales Übersetzungsprogramm wird das Wort ‚Rosenkavalier‘ in 53 Sprachen übersetzt – und wieder in die deutsche Sprache zurück-übersetzt. Keine dieser Sprachen erkennt das Wort ‚Rosenkavalier‘, weshalb der ursprüngliche Begriff während der Transformation bestehen bleibt.
Die 53 Rückübersetzungen lassen sich nur mehr durch ihre landeseigenen Akzente unterscheiden, und werden pars pro toto für die Titelei des Objektes „Rosenkavalier*in“ auditiv wiedergegeben. Im Hintergrund spielt die Begleitmusik von Richard Strauss zu dem 1925 erschienen Stummfilm „Der Rosenkavalier“. Ungeachtet der beinah hundert Jahre, die zwischen dem Stummfilm und der heutigen maschinellen Übersetzung liegen, bleibt eine jeweils typische menschliche Charakteristik erkennbar, die sich fast zeitlos in das Musikstück einzufügen scheint.